Hier lesen Sie, was ab 2023 los war.
Hier lesen Sie, was wir von 2008 bis 2022 alles veranstaltet haben.
Über 80 Personen waren am Freitag, 25. Oktober 2013 ins Kulturhaus an der Bienenstrasse in Chur gekommen, um zu hören, was die drei Veteraninnen Erna Kessler-Wüst (89), Emilia Caveng (89) und Gret Studach (79) als Soldatinnen FHD im Frauenhilfsdienst erlebt hatten. Lesen Sie weiter
Bild: Gret Studach, Fahrerin FHD, in den 1950er-Jahren. (zvg)
Das Bild zeigt die Fahrerinnen Sanität FHD Gret Studach (in der Original-Uniform von 1955!) und Emilia Caveng sowie Erna Kessler, Sanität FHD im Zweiten Weltkrieg (von links). Die Frauen wussten das Publikum mit ihren Erzählungen zu begeistern (Bild Elisabeth Bardill)
Die 89-jährige Erna Kessler, Emilia Caveng, auch 89, ehemalige Leiterin der Bündner Frauenschule, und Margrith Studach, Pratval, mit 79 die Jüngste, haben eines gemeinsam: Alle drei waren sie im Frauenhilfsdienst FHD, Erna Kessler sogar noch im Zweiten Weltkrieg. Warum gingen sie ins Militär? Was bedeutete ihnen die Zeit im Dienst? Am Abend der Erinnerungen erzählten sie, wie es damals war und was geblieben ist.
Lebendig, humorvoll und packend schilderten die drei alten Damen ihren ungewöhnlichen Einsatz, berichteten über ihre Erfahrungen und wie es war, sich als Frau mit dem militärischen Drill und der sperrigen Uniform zurecht zu finden. "Ich bereue keine Sekunde, dass ich freiwillig ins Militär ging", sagte etwa Gret Studach stellvertretend für ihre zwei Kolleginnen. Sie hatte sich wie Emilia Caveng 1955 als Fahrerin bei der FHD zum freiwilligen Dienst gemeldet und musste auf den sperrigen Mowag oder Dodge-Lastwägen Kranke und Material transportieren. Und Emilia Caveng betonte, sie habe in der FHD viel gelernt, etwa richtig und präzise Auto zu fahren oder sich im Gelände auch nachts ohne weiteres zu orientieren, alles "Dinge, dich ich als Frau zur damaligen Zeit nirgends anders hätte lernen können." Auch für Erna Kessler-Wüst, die im Zweiten Weltkrieg für die Sanität FHD aufgeboten wurde und Aktivdienst leistete, steht fest: "Ich wäre auch in den Dienst, wenn es freiwillig gewesen wäre. Ich wollte einfach etwas für das Vaterland tun." Einer der ersten Einsätze von Erna Kessler war im Bunker im Gotthard, wo sie rund zwei Monate kranke Schweizer Soldaten pflegte. Die Atmosphäre unter Tags sei alles andere als heiter gewesen, sie hätten auch mulmige Gefühle gehabt, aber schliesslich habe der Gedanke daran, in schwieriger Zeit für andere da zu sein und sich im Krieg für das eigene Land einzusetzen, sie immer wieder motiviert. Deutlich wurde am Abend auch, dass eine der Triebfedern für das grosse Engagement dieser Frauen die eigene Verpflichtung und gefühlte Verantwortung war, anderen zu helfen. Caveng und Studach wählten dafür den in ihrer Zeit für Frauen eher ungewöhnlichen Weg als Fahrerinnen FHD. Erna Kessler gehörte zu den rund 30 000 Schweizerinnen, die damals im Krieg im FHD waren. Ein wenig Abenteuerlust, so spürte das bewegte Publikum am Abend heraus, gehörte bei allen drei aber durchaus dazu.
"Danke für diesen bereichernden Abend", schrieb ein Vertreter des Vorstandes der Bündner Offiziersgesellschaft ins Gästebuch. Er sprach damit wohl vielen aus dem Herzen und erwies den drei Veteraninnen die Referenz.
Hören Sie die Sendung im Radio Rumantsch zum Abend mit einem ausführlichen Interview mit Emilia Caveng vom 26.10.13. Hier
Hören Sie das Radio-Interview mit Gret Studach vom Freitag, 25.10.13. Hier
Lesen Sie den Artikel von Gian Andrea Marti im Bündner Tagblatt vom Montag, 28.10.13.
"Silva Semadeni, Brigitta Gadient, Anna Giacometti und Gabriella Binkert Becchetti haben einem grossen Publikum im Stadttheater Chur am Donnerstag einen überaus inspirierenden Abend beschert.", Denise Alig in der SO, Samstag, 9. März 2013.
"Eines haben die vier Podiumsteilnehmerinnen auch noch gemeinsam: Bereits ihre Grossmütter wären - wenn sie denn gekonnt hätten - mit viel Elan und Kraft in die Politik gegangen.", Sabrina Bundi im Bündner Tagblatt, Samstag, 9. März 2013:
"Im Gegensatz zur Polarisierung von Leben und Tod wird in vorpatriarchalen Kulturen das Sterben weder verdrängt noch als Feind des Lebens betrachtet, sondern Geburt und Tod als Rhythmus alles Lebendigen erachtet. Das beginnt mit den Zickzackmustern in den Eiszeithöhlen und an den Grabsteinen der Urnenfelderkultur, ist ablesbar an den Spiral- und Tannenzweigmustern, die in jungsteinzeitliche Frauenidole eingeritzt sind, und setzt sich fort in den antiken Mäander- und Schachbrettmustern. Konkreter als diese abstrakten Leben-Tod-Symbole verkörpern janusköpfige Gottheiten und doppelköpfige Tiere Anfang und Ende als die beiden Seiten des Lebens. Nicht zuletzt ist das chinesische Yin-Yang-Zeichen in diesem Zusammenhang zu sehen. Es symbolisiert die jahreszeitlichen Rhythmen der Natur ebenso wie das Lebensschicksal der Menschen und wurde erst relativ spät mit einer Polarisierung der Geschlechter in Verbindung gebracht." (Carola Meier-Seethaler).
Am 1. Oktober 2012 ist unser Archiv 15 geworden. Grund genug, um ein ganzes Jahr lang zu feiern und zwar mit der Ausstellung "per ün mumaint - das Archiv im Schaufenster", wo wir
jeden Monat eine Preziose aus unserem Archiv im Schaufenster an der Goldgasse 10 präsentieren, und mit zahlreichen Anlässen. Zur Galerie der Schaufenster.
Link zum Medienbericht der Standeskanzlei Graubünden hier
Frauen sind unverzichtbar für die Bündner Wirtschaft. Regierungspräsidentin Barbara Janom Steiner, Irma Caveng, die Moderatorin Silke Margherita Redolfi und Brigit Pedolin waren sich am Podium des Frauenkulturarchivs einig. Bild: Elisabeth Bardill.
(sr) Es macht Spass, ist bereichernd und erfüllt mit Stolz: die drei Teilnehmerinnen des gut besuchten Podiums "Was es braucht, ist Herzblut" vom 26. Oktober 2012 im Auditorium der GKB in Chur, Regierungspräsidentin Barbara Janom Steiner, Irma Caveng und Brigit Pedolin, waren sich einig, dass ein eigenes Geschäft oder eine Spitzenposition in Politik und Wirtschaft für Frauen ein erstrebenswertes Ziel ist. Und sie riefen die Frauen dazu auf, ihre Ideen mutig anzupacken, die eigenen Visionen konsequent zu verfolgen und ihre Rechte einzufordern. Angesprochen auf ihren Weg in die Politik sagte Janom Steiner, sie sei sowohl für das Parteipräsidium der SVP im Jahr 2000 als auch für die Kandidatur in die Regierung 2008 angefragt worden. Nach einiger Überlegung habe sie sich entschieden, die Herausforderung anzunehmen. Dies sei für sie auch deshalb möglich gewesen, weil ihr Umfeld und ihre Familie sie sehr gestützt hätten und ihr das Amt zutrauten. In der SVP habe es zudem einige Frauen gegeben, die ihr als Vorbilder geholfen hätten.
Frauen sollten sich nicht ständig hinterfragen
Es sei aber schwierig, Frauen für die Politik zu gewinnen. Sie stelle immer wieder fest, dass Frauen viele Selbstzweifel hätten. Das sei hemmend: "Frauen sollten sich nicht andauernd hinterfragen und an sich zweifeln, sondern mehr zu sich stehen und etwas wagen."
Für Brigit Pedolin, die 1973 nach der Heirat und dem Umzug von St. Gallen ihr eigenes Vorhang-Geschäft aufbaute, das sie heute noch erfolgreich führt, waren besonders die Anfangsjahre in Chur eine Herausforderung. "In meiner Umgebung gab es damals so gut wie keine alleinverantwortliche Unternehmerinnen. Und eine Frau, die Kinder hatte und ein eigenes Geschäft führte, wurde - allerdings vor allem von Frauen - schräg angeschaut." Heute sei das anders, Frauen in Spitzenpositionen seien eher akzeptiert. Dennoch müssten sie für ihre Anerkennung und für gleiche Chancen kämpfen. Für Brigit Pedolin, die von 1999 bis 2002 Präsidentin der Business and Professional Women Switzerland war, gehört es auch dazu, sich mit andern auszutauschen und die eigenen Ressourcen und Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Auch für Irma Caveng, die Mitinitiantin des 1992 ins Leben gerufenen "Scarnuz Grischun Surselva" ist eine gesunde Portion Selbstbewusstsein und Standfestigkeit, das, was es braucht, um über längere Zeit erfolgreich zu sein und sich im männerlastigen Geschäftsumfeld zu behaupten.
Etwas Eigenes gestalten macht Spass und stolz
Unabdingbar seien aber auch Qualität und Professionalität. So setzte der Scarnuz von Anfang an auf ein prägnantes Logo, aussergewöhnlich präsentierte Produkte und eine gut durchdachte Geschäftsstrategie. Das alles ging für die Bäuerinnen auf: Heute sind über 40 Produzentinnen in allen Scarnuz-Gruppen mit dabei, acht produzieren für den Vertrieb des Scarnuz in der Surselva. "Wir wollten von Anfang einen Verdienst für unsere Arbeit. Es sollte nichts verschenkt werden. Denn unsere Produkte sind allesamt Spezialitäten, die man nicht an jeder Ecke findet", sagt Caveng. Heute seien sie etabliert, man respektiere ihre Eigenständigkeit und ihre Wirtschaftskraft als Kleinunternehmerinnen. Früher habe sie als Bäuerin häufig hören müssen: "Aha, Sie sind die Frau vom Gian", heute höre er hin und wieder: "Aha, Sie sind der Mann von der, die den Scarnuz macht."
Barbara Janom Steiner, Brigit Pedolin und Irma Caveng sind drei Frauen, die in ihren Berufsfeldern mit Herzblut dabei sind, aber auch schwierige Zeiten kennen. Im Rückblick sind alle drei jedoch von ihrem Weg überzeugt, weil er Kreativität zulässt, den Raum für sich und andere öffnet und natürlich auch Einkommen bietet. Alle drei haben ihre Chancen gepackt. Darüber, was sie antreibt, sagte Barbara Janom Steiner am Podium: "Ich freue mich jeden Tag auf das, was mich im Amt erwartet, auch wenn es manchmal schwierig und stressig ist. Aber ich bin stolz darauf, meinem Kanton dienen zu dürfen." Welches Schlusswort würde besser zum ersten Fenster der Jubiläumsausstellung des Frauenkulturarchivs unter dem Titel "BündnerinnenStolz" passen?
Das Frauenkulturarchiv Graubünden und der Chronos Verlag laden Sie herzlich zur Buchvernissage ein.
Einführende Worte von Hans-Rudolf Wiedmer, Chronos Verlag Zürich, und Silke Margherita Redolfi, Leiterin Frauenkulturarchiv Graubünden
Kurzvortrag von Prof. em. Dr. Regina Wecker, Universität Basel
Das Frauenbürgerrecht im Gespräch. Prof. em. Dr. Regina Wecker und Dr. phil. Silke Margherita Redolfi beantworten die Fragen der Publizistin Dr. phil. Corinne Holtz, Zürich www.corinneholtz.ch.
Eintritt frei. Kleiner Apéro.
Frauenkulturarchiv Graubünden
Dr. phil. Silke Margherita Redolfi, Leiterin
Goldgasse 10, 7000 Chur
081 250 04 60
frauenkulturarchiv @ bluewin.ch